22.10.2025 - Sonstiges

Interview mit Sarah Hundert

Sarah spricht über ihre persönlichen und sportlichen Erfolge im vergangenen Jahr, ihre Vorbereitungen für die Paralympischen Spiele 2026, die Balance zwischen Beruf und Sport sowie ihre Motivation und das Engagement im Global Para Race Team.

Interview mit Sarah Hundert

Gesellschaftliches Engagement ist ein fester Bestandteil der ATU-Unternehmenskultur und unserer Verantwortung als Arbeitgeber. Seit dem Sportunfall im September 2010 ist Sarah Hundert querschnittgelähmt. Wenige Jahre nach dem Unfall fand sie ihre Leidenschaft für das Monoskifahren, beeindruckt in verschiedenen Paralympischen Disziplinen und verkörpert viele der Werte, die auch wir als Unternehmen vertreten: Selbstmotivation, Begeisterung, Leistungswillen und den unermüdlichen Drang nach Erfolg.

Sarah ist nicht nur eine herausragende Botschafterin des ATU, sondern setzt sich auch leidenschaftlich für „Wings for Life“, einen globalen Wohltätigkeitslauf zur Rückenmarksforschung, ein. Seit sechs Jahren ist die ATU stolz, diese talentierte Spitzensportlerin als Hauptsponsorin zu unterstützen und ihre beeindruckende Reise weiterhin zu begleiten.

Sarah, wenn Du auf das vergangene Jahr zurückblickst: Welche Deiner sportlichen Erfolge haben dich am meisten bewegt?

Das vergangene Jahr aber vor allem in persönlicher Hinsicht sehr aufregendes Jahr. Ich durfte eine wunderschöne Hochzeit feiern und am Ende vom Jahr habe ich noch meine eigene Firma gegründet. Sportlich war die Saison eine enorme Herausforderung, der Beginn war sehr holprig da es enormen Schneemangel gab. Zusätzlich sind die Rennen zu Beginn auch nicht so verlaufen wie ich gehofft habe. Was aber positiv war ich konnte gegen Ende Saison meine persönliche Bestleistung einfahren und das hat mich sehr positiv gestimmt für die kommende Saison.

In der Saison 2025/26 steht die Paralympics bevor: Was treibt Dich in der Vorbereitung besonders an? Gibt es Neuerungen in Deinem Trainingsansatz?

Paralympische Spiele sind immer etwas sehr Einzigartiges und ich fühle mich sehr geehrt, dass ich das erleben darf. Was das Training angeht habe ich im Sommer keine Änderungen vorgenommen hier werde ich auf Vielfalt zählen und versuchen so viele verschiedene Reize zu setzen wie möglich. Sei es im Fitnessstudio auf dem Fahrrad auf dem Wasser oder sonst einer sportlichen Tätigkeit. Das Schneetraining geht für mich erst im Oktober los da versuchen wir mindestens 4 Tage pro Woche auf Schnee zu sein.

Die Paralympischen Spiele Milano Cortina 2026 rücken näher – wie konkret ist der Weg dorthin für Dich bereits geplant?

Der Weg dahin ist für uns schon konkret geplant und wenn keine Verletzung oder sonst irgendetwas Unerwartetes dazwischen kommt werde ich an den Spielen teilnehmen.

Mit Blick auf die Paralympischen Spiele 2026: Ist das Dein grosser Abschied auf der ganz grossen Bühne?

Ja das wird mein Abschied von der grossen Bühne sein. Der Sport hat mir in den letzten Jahren so viel gegeben aber er hat auch sehr viel Tribute gekostet. Man muss vor allem in den Wintermonaten auf sehr viel verzichten und somit verpasst man einiges. Ich möchte mich in Zukunft auf meine eigene Firma und die Familie konzentrieren.

Du hast im letzten Interview von Deiner 70%-Arbeitspensum berichtet. Wie gelingt es Dir aktuell, Arbeit, Training und Regeneration zu vereinbaren? Hast du für die kommenden Wettkämpfe reduziert?

Das Arbeitspensum ist nach wie vor gleich hoch, teilweise sogar etwas höher. Da meine Tätigkeit jedoch hauptsächlich auf die Sommermonate beschränkt ist, kann ich alles gut unter einen Hut bringen. Die Wintermonate nutze ich häufig für Nachbearbeitungen oder bereits für die Vorbereitung neuer Events. Dadurch, dass ich meinen Beruf ortsunabhängig ausüben kann, fällt es mir leicht, Arbeit, Training, Wettkämpfe und Regeneration miteinander zu vereinbaren.

Welche Learnings hast Du im letzten Jahr mitgenommen, um Deine Energie zu managen?

Ich konnte bisher meine Energie immer sehr gut managen. Da wir jede Woche in etwa den gleichen Trainingsumfang haben, ist es einfach, sich darauf einzustellen und den Körper entsprechend anzupassen. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir seit Jahren ungefähr den gleichen Rhythmus beibehalten. So weiss ich genau, was auf mich zukommt.


Sarah mit Trainer Ralf Jegler und Physiotherapeutin Milena Hundert

Mentale Stärke ist im Leistungssport essenziell. Wie trainierst Du Deinen Kopf und was gibt dir an "schwierigen" Tagen die entscheidende Motivation?

Vor allem trainiere ich auch den Kopf, wenn ich auf dem Handbike bin. Lange Strecken von 2–3 Stunden zu fahren, ist oft eine enorme Kopfsache. Wenn man das über Jahre hinweg macht, wird man mental immer stärker. An schwierigen Tagen ist mein Trainer oft die entscheidende Motivation, da er meistens die richtigen Worte findet.

Dein Engagement im Global Para Race Team: Wie hat sich das Projekt entwickelt?

Es hat sich sehr positiv entwickelt – immer mehr Athleten zeigen Interesse, Teil davon zu werden. Leider können wir momentan keine weiteren aufnehmen, da wir sonst zu wenige Trainer hätten. Für viele Athleten sind zudem die Kosten aktuell noch zu hoch, da wir bisher noch kein Sponsoring für das Team haben.

Was wünschst Du Dir für die Zukunft des Teams? Geht Deine Vision vielleicht sogar über den Sport hinaus?

Dass das Team auch nach meinem Rücktritt bestehen bleibt und die Vision weiterlebt, ist mir ein grosses Anliegen. Für unseren Sport wäre es enorm wichtig, dass Athleten, die keinem Verband angehören oder sonst keine Möglichkeiten haben, einen Ort finden, an dem sie unterstützt werden und sich weiterentwickeln können.

Du engagierst Dich für „Wings for Life“. Welche Erfahrungen aus diesem Engagement haben Dich besonders berührt (Momente oder Begegnungen)?

Das ist schwierig zu beantworten, da es so viele besondere Momente und Begegnungen gab, die ich bereits erleben durfte. Was ich jedoch immer wieder enorm schön finde, ist der Moment des Laufs selbst, wenn wir jedes Jahr aufs Neue so viele Läufer dafür begeistern können, mitzumachen.

Was möchtest Du jungen Menschen mitgeben, die sich mit dem Gedanken tragen, den Weg in den Sport zu wagen – egal welche Sportart und egal ob mit oder ohne Beeinträchtigung?

Einfach probieren und auch wenn es mal steinig wird, nicht aufgeben. Weiter versuchen.

Wenn wir in einem Jahr wieder sprechen: Worauf hoffst Du, zurückblicken zu können? Welche Etappe oder Erkenntnis wäre Dir dann besonders wichtig?

Dass meine Firma gut läuft und ich dem Leistungssport mit einer persönlichen Bestleistung Lebewohl sagen kann.

Sarah, Das gesamte ATU-Team wünscht Dir für deine letzte Saison und in speziell in den Paralympics alles Gute und viel Erfolg!

Titelbild: Sarah am Para Alpine FIS Giant Slalom 2025 in Pila (IT)